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Besuch im Neuruppiner Hospiz “Wegwarte”: Tod als Teil des Lebens

Wenn Menschen das Wort Hospiz hören, erschrecken sie sichtbar; sie denken an Krankheit, Schmerzen, qualvolles Siechen und Sterben. Als ich im Juli dieses Jahres die Hospizeinrichtung „Haus Wegwarte“ besuchte, lernte ich zunächst zwei wunderschöne Begriffe, die so gar nichts mit Tod und Sterben zu tun haben, kennen: “Hier heißen die Patienten Gäste und Wegwarte ist eine blaue Blume, die wir alle schon am Wegesrand gesehen haben, ohne ihren Namen zu kennen”, erklärt mir Christine Wiegand, eine von dreißig Mitarbeitern der Sterbeeinrichtung und zuständig für die Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche.

Das “Haus Wegwarte” wurde 2004 gegründet, zurzeit werden zwölf Betten für die stationäre Hospizarbeit angeboten, daneben erfolgt die Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen auch mittels ambulanter Hospizarbeit. Selbstbestimmung bis zum Tod, Achtung der Persönlichkeit sowie Wahrung der Individualität, das ist das oberste Gebot. Selbstverständlich werden auch die Angehörigen und Freunde mit einbezogen. Sie haben den Hospizgast im Leben begleitet, so sollen sie auch in der letzten Lebens- und Abschiedsphase an seiner Seite sein können. Für sie stehen zwei separate Gästezimmer zur Verfügung, aber auf Wunsch können sie auch Tag und Nacht bei dem Sterbenden sein.

Die großen, hellen Einzelzimmer mit Bad/WC und die Gartenterrasse bieten genug Platz für eine Aufbettung. Zusätzlich zur Grundeinrichtung kann jeder Gast seinen Raum mit persönlichen Gegenständen individuell gestalten. Die Betroffenen erhalten eine ganzheitliche Palliativpflege und Begleitung durch ein multiprofessionelles Team wie Fachkräften der palliativen Pflege, Sozialarbeitern, Ärzten und Therapeuten. Hier besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Palliativstation der Ruppiner Kliniken, die in Sichtweise des Hospizes liegt. Eine übergreifende ärztlich-onkologische Versorgung und spezielle Therapeuten stehen rund um die Uhr zur Verfügung. All dies ermöglicht dem unheilbar Kranken ein menschenwürdiges Sterben in einer liebevollen Umgebung unter Einbeziehung der Angehörigen und Freunde. Der Tod ist hier ein Teil des Lebens und verliert somit viel von seinem Schrecken.

Für mich als Ärztin ist die Hospizarbeit der wichtigste Beitrag, Menschenwürde bis zuletzt zu ermöglichen. Mir ist wichtig, dass alle Menschen am Ende ihres Lebensweges in Würde sterben können.Ich bin persönlich und für die Betroffenen dankbar, dass es das Haus Wegwarte hier in unserem Landkreis gibt und von so engagierten Mitarbeitern geführt wird.

Bildnachweis: CC0 via pixabay.com


14. August 2019

Dr. Gabriele Schare-Ruf hat das Hospiz "Haus Wegwarte" in Neuruppin besucht und sich Gedanken über das Sterben in Würde gemacht. Sie hat als Hausärztin selbst über 30 Jahre lang Patienten ambulant beim Sterben begleitet.

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