Wer ist der Brandenburger Spitzenkandidat für Europa?
Nein, ein unbeschriebenes Blatt ist Dr. Martin Lindner wahrlich nicht. Auf der Landesdelegiertenversammlung der FDP am 24. November in Potsdam wurde er im zweiten Wahlgang zum Spitzenkandidaten der FDP für die Europawahl gewählt. Im ersten Wahlgang fehlten genau 2 Stimmen für die absolute Mehrheit – der Vorsprung gegenüber den übrigen Bewerbern war deutlich. Wie kam es dazu?
Zunächst muss man sagen, dass die Delegierten das Glück hatten, aus gleich vier hochqualifizierten, sympathischen Kandidaten auswählen zu können, von denen jeder seine Vorzüge hatte. Neben Lindner traten noch Ann-Kristin Spindler (Kleinmachnow), Mirco Lindemann (Potsdam) und Martin Hoeck (Barnim) an. Doch die umfangreiche politische Erfahrung als Vorsitzender der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus (2002-2009) und als Bundestagsabgeordneter (2009-2014) brachte Dr. Martin Lindner die entscheidenden Vorteile gegenüber den Mitbewerbern.
Als Jäger weiß Lindner um die Wolfs-Problematik
Etwa seine rhetorische Prägnanz: Mit seiner knackigen Vorstellungsrede, mit verständlichen, deutlichen Worten zog Lindner die volle Aufmerksamkeit der Delegierten auf sich.
Lindner, der nach eigenen Angaben neben Deutsch, Englisch und etwas Französisch auch fließend Latein spricht, konnte auf jede Frage der Delegierten, die er namentlich ansprach, detailliert und schlüssig antworten – auf Fragen zu Agrarsubventionen (“Qualität statt Quantität fördern”) genau so wie zur Wolfsproblematik (“Widersprüche in EU-Gesetzgebung abbauen, wenn das EU-Schutzobjekt Wolf das Schutzobjekt Schaf auffrisst”) – Lindner ist auch Jäger.
Und schließlich überzeugte er durch inhaltliche Klarheit. Dr. Martin Lindner steht für eine wirtschaftsfreundliche Politik, für klare Kante gegen Links- und Rechtsradikale (die AFD-Politiker nannte er “Lumpen”), gegen Vergemeinschaftung von EU-Schulden (Deutsche hätten im Durchschnitt weniger Vermögen als viele andere Europäer) und noch mehr Umverteilung. Er setzt sich für verlässliche Handelsabkommen ein und eine nachhaltige Energiepolitik, bei der die Braunkohle eine wichtige Rolle spielt – der überstürzte, einseitige Atomausstieg habe nichts gebracht.
Vertrauen in EU durch Flüchtlingskrise zerstört
Die Eurokrise und später die Flüchtlingskrise hätten viel Vertrauen in die EU zerstört, deshalb ist sein Ja zur EU ein Ja zu tiefgreifenden Reformen, für einen neuen Anfang und einen neuen Schub für Europa. Den Schutz der europäischen Außengrenzen dürfe man nicht Italien, Spanien oder Griechenland allein überlassen, dafür brauche Europa eine starke Frontex und eine eigene Armee.
Seine Ausführungen machten deutlich, dass er bundesweit sehr gut vernetzt ist und bereits etliche politische Kämpfe auf verschiedenen Ebenen ausgefochten hat und somit vor politischer Naivität und Hinhalte-Diplomatie gefeit ist.
Seit der Zwangspause vom Parlamentsbetrieb, nachdem die FDP aus dem Bundestag flog, ist Lindner wieder als Anwalt und Unternehmer tätig – das sichere ihm wirtschaftliche Unabhängigkeit. Für den Wahlkampf will er eigene finanzielle Mittel einbringen.
Doch mit der Wahl zum Spitzenkandidaten ist der Einzug Lindners in das Europaparlament alles andere als sicher. Denn zunächst muss er einen aussichtsreichen Platz auf der bundesweiten Liste der FDP für die Europawahl erhalten. Obwohl hier die mitgliederstärkeren Verbände aus den alten Bundesländern dominieren, rechnet sich Lindner, der bundesweit gut vernetzt ist, Chancen auf Platz 3 aus. Und wenn dann die FDP bei der Europawahl genug Stimmen holt und Lindner nach Brüssel umzieht, will er ein Bürgerbüro in Brandenburg einrichten und weiterhin Präsenz zeigen.
Die Einladung nach Ostprignitz-Ruppin ist bereits ausgesprochen!
25. November 2018